Final-Thriller bei der DTM in Hockenheim

Spannender kann ein Finale kaum sein: Mit seinem hart erkämpften Sieg im ersten der beiden Finalrennen auf dem Hockenheimring hat Nico Müller vom Audi Sport Team Abt Sportsline seine Chance auf den DTM-Titel gewahrt. Doch am Sonntag holte René Rast den Titel.

 

Am Samstag lieferten sich Rast und Müller ein knallhartes Duell. Mit 48 Tausendstelsekunden Vorsprung sicherte sich Rast die Pole-Position. Müller gelang von Platz zwei der bessere Start und ein Überholmanöver in der ersten Kurve, bei dem Rast von der Strecke gedrängt wurde. Es war nur ein Vorgeschmack auf den weiteren Rennverlauf, in dem sich die beiden Audi-Piloten immer wieder gegenseitig überholten und mehrmals leicht berührten. Am Ende überquerte Müller die Ziellinie 0,622 Sekunden vor Rast als Sieger.

„Es war eine tolle Show, die unsere Fahrer heute geboten haben, ich freue mich riesig auf das Finale morgen“, sagte Markus Duesmann. Der Vorstandsvorsitzende der AUDI AG verfolgt das Finale in Hockenheim genauso vor Ort wie Entwicklungschef Oliver Hoffmann und Julius Seebach, Geschäftsführer der Audi Sport GmbH.

„Das Rennen war megaspannend“, bestätigte Sieger Nico Müller. „Ich habe es im Auto genossen, obwohl sehr viel auf dem Spiel stand. Ich hoffe, den Fans daheim vor den Bildschirmen hat das Spektakel genauso gefallen. Ich bin sehr glücklich, dass ich auf der Ziellinie das bessere Ende für mich hatte. Es war ein Tag, wie wir ihn gebraucht haben. Das Team hat dabei eine ganz entscheidende Rolle gespielt. Nach dem zweiten Safety-Car wussten wir nicht genau, ob es noch vier oder fünf Runden gehen würde. Sie haben mir gesagt, dass es extrem knapp wird und ich ganz genau hinsehen sollte. Zu wissen, dass es die letzte Runde ist, war heute sehr wichtig.“ 

Das konnte René Rast nur bestätigen: „Ich denke, wir hätten gewinnen können, hätte ich gewusst, dass es die letzte Runde ist. Als ich über die Ziellinie gefahren bin, habe ich auf die Anzeige geschaut. Die sagte: noch zwei Runden. Ich wollte mir den Angriff mit Push-to-Pass und DRS für die letzte Runde aufheben und war schockiert, dass das Rennen vorbei ist. Keine Ahnung, was da schiefgelaufen ist – aber das hat uns heute den Sieg gekostet.“

Rasts Teamkollege Jamie Green wurde Dritter. Es war das erste Podium des Briten seit dem Saisonstart in Spa. „Das war ein sehr gutes Rennen“, sagte Green. „Wer in Führung lag, konnte sich nicht absetzen. Es gab vor mir viele Überholmanöver und es war cool, das anzusehen. Ich konnte vor dem zweiten Safety-Car zu René und Nico aufschließen, wollte aber kein Party-Crasher sein.“

Genau wie Mike Rockenfeller holte sich auch Robin Frijns während der zweiten Safety-Car-Phase noch einmal frische Reifen. Der siebte Platz war trotzdem zu wenig, um seine kleine Titelchance zu wahren. „Mein Qualifying war schlecht und im Rennen war ich zu langsam“, sagte Frijns. „Mit einem frühen Reifenwechsel bin ich weit nach vorn gekommen, aber meine Reifen waren zu diesem Zeitpunkt bereits am Ende.“

„Das war ein unglaubliches Rennen“, sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass. „Der Kampf zwischen Nico und René war hart und das eine oder andere Mal vielleicht etwas am Limit, aber aus meiner Sicht noch okay."

Beim finalen Saisonrennen am Sonntag überquerte Rast mit seinem Audi RS 5 DTM souverän als Erster die Ziellinie und schrieb damit erneut DTM-Geschichte: In vier Jahren dreimal den Titel zu gewinnen, ist zuvor noch keinem Fahrer gelungen.

„Es ist zu schön, um wahr zu sein“, sagte Rast, nachdem er die Ziellinie im letzten Rennen mehr als zehn Sekunden vor seinem Titelrivalen Nico Müller überquert hatte. „Wir haben mehr erreicht, als ich jemals zu träumen gewagt hätte. Mit 24 Siegen bin ich nun der erfolgreichste Audi-DTM-Pilot. Wir haben den dritten Titel gewonnen – und das nach einem Jahr, das für uns sehr schwierig war. In der ersten Saisonhälfte waren wir zu langsam. Wir haben trotzdem Podien erzielt und genügend Punkte geholt, um an Robin (Frijns) und Nico (Müller) dranzubleiben. In Zolder sind wir dann durchgestartet, konnten vier Rennen in Folge gewinnen und sind mit einem Vorsprung zum Finale gekommen. Mit einer starken Leistung im Qualifying und im Rennen haben wir heute den Titel geholt."

Einer der ersten Gratulanten am Parc fermé in Hockenheim war Markus Duesmann, Vorsitzender des Vorstands der AUDI AG. „Herzlich Glückwunsch an René Rast zum Titel, aber auch an die ‚Äbte‘ für den Teamtitel sowie die gesamte Mannschaft von Audi Sport. Was alle zusammen im letzten Jahr unseres werkseitigen DTM-Engagements erreicht haben, ist wirklich einzigartig.“

Audi-Motorsportchef Dieter Gass nahm den Pokal für den Gewinn der Herstellermeisterschaft entgegen, die Audi mit 1253:500 Punkten für sich entschied: „Dass wir es geschafft haben, das letzte Rennen mit unseren sechs Werksfahrern auf den ersten sechs Positionen zu beenden, sagt alles. Die DTM war für Audi ein unglaublicher Erfolg, insbesondere die beiden letzten Jahre mit den Vierzylinder-Motoren. In der Class 1 haben wir alles gewonnen, was man gewinnen konnte, 2019 dominiert und auch 2020. René hat die Meisterschaft verdient gewonnen. Nico hat ihm bis zuletzt einen tollen Kampf geliefert. Ich möchte ein dickes Dankeschön an die ganze Mannschaft aussprechen – an alle hier an der Strecke, aber auch an alle zu Hause in Neckarsulm, in Neuburg und in Ingolstadt. Vielen Dank! Es war eine Ehre, mit dieser Mannschaft zusammenzuarbeiten und in der DTM gemeinsam so große Erfolge zu feiern. Nun heißt es: Auf zu neuen Ufern!“

Den Meisterpokal für die Teamwertung nahm Teamkoordinatorin Maike Frik für das Audi Sport Team Abt Sportsline entgegen, das mit Nico Müller und Robin Frijns zudem die Plätze zwei und drei in der Fahrermeisterschaft belegte. Nach seinem Sieg am Samstag lag Müller auch im letzten Rennen zeitweise in Führung. Mit dem zweiten Reifensatz konnte er das Tempo von René Rast aber nicht mehr mitgehen. „Wir waren heute einfach nicht schnell genug, um René herauszufordern“, sagte der Schweizer. „Wir haben gegenüber gestern ein paar kleinere Dinge verändert, von denen wir dachten, dass sie uns helfen würden. Das ging aber offensichtlich in die falsche Richtung. Das war natürlich frustrierend. Aber wir haben die Meisterschaft nicht hier verloren, sondern schon in Zolder. René möchte ich zu einer großartigen Saison gratulieren. Er ist ein würdiger Champion. Wir hatten tolle Kämpfe und vielleicht waren es ja nicht unsere letzten.“ 

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