Der Vollstrecker aus dem Allgäu
Vom bayrischen Provinzclub in die deutsche Nationalmannschaft - trotz seiner steilen Fußballerkarriere kehrt Stürmer kevin Volland immer wieder zu seinen Wurzeln zurück.
Autor | Torben Schröder
Fotos | Viktor Stark
Rekordablösesummen im dreistelligen Millionenbereich, Spielerstreiks, um einen Transfer zu forcieren, Gehaltsangebote aus China fernab jeglicher Vorstellung – vor dem Start der aktuellen Fußballsaison 2017/2018 hatte man als Fan den Eindruck, es drehe sich alles nur noch ums Geld. Provisionen für Spielerberater und die Zufriedenheit milliardenschwerer Clubbosse seien wichtiger als der Sport an sich.
„Das Geschäft Fußball ist in der Tat extrem geworden“, findet auch Kevin Volland. Der deutsche Profi wechselte selbst vor der Saison 2016/2017 für kolportierte 20 Millionen Euro innerhalb der Bundesliga. „Natürlich gehen diese Entwicklungen bei Gehältern und Ablösesummen auch nicht an uns Spielern vorbei. Im Gegensatz muss man aber auch festhalten, dass unser Sport immer schnelllebiger und dynamischer wird. Viele junge Spieler stoßen immer früher zu den Profis und werden dementsprechend hoch gehandelt. Da reicht in Einzelfällen eine einzige gute Saison aus und schon bist du 100 Millionen wert.“ Mit seinen 25 Jahren gehört Volland zwar auch noch zur jüngeren Generation, hat zu dem Businesshype aber eine bodenständige Meinung: „Ich konzentriere mich auf meine persönliche Leistung und meine Mannschaftskollegen. Dafür bin ich ja Profi. Alles andere ist erst einmal unwichtig.“
Rückzugsort Allgäu
Bodenständig – dieses Attribut trifft den Charakter von Kevin Volland ziemlich gut. Seine Aussagen sind überlegt, aber dennoch sympathisch nahbar. Kein Wunder, denn er ist waschechter Allgäuer. Im Ursprung ein Landjunge, mit dem man gern ein Bier trinken und über Fußball plaudern möchte. Geboren wird er 1992 in Marktoberdorf. Der staatlich anerkannte Erholungsort mit 18.300 Einwohnern liegt im Allgäuer Alpenvorland, gehört zu den höchstgelegenen Orten Bayerns und hat vor allen Dingen eines zu bieten: eine überwältigende Natur. Wer hier aufwächst, kann ja nur ein entspannter Typ werden.
Kevin und Bruder Robin spielen als Kinder zunächst Eishockey im benachbarten Füssen, bis sie vom Fußballvirus infiziert werden. Robin bleibt viele Jahre dem gemeinsamen Heimatverein FC Thalhofen treu, ehe er beim TSV Kottern-St. Mang in der Bazernliga Süd anheuert. Bruder Kevin wechselt über Memmingen und Thannhausen yum renommierten TSV 1860 München und startet eine Profikarriere. Den Durchbruch schafft er beim Bundesliga-Club 1899 Hoffenheim, aktuell spielt er für Bayer Leverkusen. Robustheit, Schnelligkeit, Tempodribblings, flexible Einsetzbarkeiten in der Offensive - aufgrund dieser Vorzüge gehört Volland mittlerweile auch zum Kader der deutschen A-Nationalmannschaft unter Jogi Löw.
Mit seiner Frau wohnt Volland in Düsseldorf. Trotz des steilen sportlichen Aufstiegs vergisst er nie, wo er herkommt: "Das Allgäu ist definitiv meine Heimat. Ein Großteil meiner Familie wohnt immer noch dort: Vater, Mutter, Bruder, Oma und Opa. Ich genieß es jedes Mal, wieder zurückzukehren. Raus aus der Stadt, rein in die Natur, und dann einfach abschalten." Die Heimatbesuche seien jedoch seltener geworden. Aus Hoffenheim waren es nur 300 Kilometer bis nach Hause, aus Düsseldorf ist die Distanz doppelt so groß. Da überlege man sich schon genau, wie häufig man die Tour auf sich nehme, sagt Volland. Er versuche es aber einmal im Monat hinzubekommen.
Schneller Mietwagen
Mit dem richtigen Fahrzeug ist die Strecke von Düsseldorf nach Marktoberdorf sicher auch in der einen oder anderen Viertelstunde schneller zu schaffen. Zum Beispiel mit dem ABT R8. V10-Motor mit 630 PS, drei Sekunden von null auf einhundert, Topspeed jenseits der 300 km/h. Ein Supersportwagen, auch ganz nach dem Geschmack von Kevin Volland: "Danke nochmal an Daniel Abt, der mir den Wagen für eine Woche zur Verfügung gestellt hat. Wir kennen uns über einen gemeinsamen Freund. Ich bin schon viele schnelle Autos gefahren, aber dieser umgebaute R8 wat etwas Besonderes." Natürlich gebe es komfortablere Autos, um zum Training zu fahren, sagt Volland, aber wenn das Wetter gut sei und die Straßen frei seien, dann mache es Spaß, Gas zu geben. Klingt danach, als stecke in Kevin Volland ein verkappter Rennfahrer. "Also ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich mich im Motorsport gut auskenne", so Volland. "Ich war schon mal bei der MotoGP und ein paarmal bei der DTM. Aber ich habe allerhöchsten Respekt für das, was die Jungs leisten, zum Beispiel auch Daniel in der Formel E."
Kevins Karriere
Juniorenbereich
FC Thalhofen
FC Memmingen
TSG Thannhausen
Profibereich
2010: Debüt für TSV 1860 München
2012: Wechsel zu 1899 Hoffenheim in die Bundesliga, 33 Tore in 133 Spielen
2016: Wechsel zu Bayer Leverkusen
Nationalmannschaft
Sämtliche Nachwuchsteams durchlaufen
2014: Debüt im A-Team von Jogi Löw
2016: erstes Tor beim WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino