Entsprechend fuhren die Audi R8 LMS GT3 evo II auf dem Red Bull Ring, bei dem vor allem Motorleistung und Top-Speed zählen, vom ersten Tag an hinterher. Und trotzdem wurde das „Wunder von Spielberg“ Wirklichkeit: Kelvin van der Linde bescherte ABT Sportsline am Samstag den 75. Sieg und das 250. Podium in der DTM. Ricardo Feller komplettierte den unerwarteten „Feiertag“ für ABT Sportsline mit Platz drei. Es war das erste Doppelpodium für das Team in der Saison 2023 und ein perfektes Geburtstagsgeschenk für ABT CEO Thomas Biermaier, der den Pokal für das siegreiche Team in Empfang nahm.
Möglich wurde das „Wunder von Spielberg“ durch den Wettergott und eine fantastische Teamleistung. Im Qualifying sicherte sich Kelvin van der Linde auf Regenreifen den zweiten Startplatz. Im Rennen fiel er auf regennasser Strecke zunächst um einige Positionen zurück. Sein Ingenieur hatte ihm jedoch genau den richtigen Luftdruck mitgegeben, um auch auf abtrocknender Strecke noch schnell zu sein. Ein perfekt getimter, schneller Boxenstopp, die Entscheidung, auf bereits angefahrene Slicks zu wechseln und beherzte Überholmanöver ermöglichten es Kelvin van der Linde, die Führung zu erobern und seinen fünften DTM-Sieg nach Hause zu fahren.
Noch unglaublicher war das Rennen von Ricardo Feller, der sich nach einem missglückten Reifenpoker im Qualifying – er hatte auf Slicks gesetzt – vom 26. Startplatz bis auf Rang drei nach vorn kämpfte und gemeinsam mit Kelvin van der Linde und Thomas Biermaier auf dem Podium feierte.
Ein trockener Sonntag holte beide ABT Piloten dann aber gleich wieder in die derzeitige DTM-Realität zurück. Als bester Audi-Pilot sicherte sich Ricardo Feller mit großem Rückstand den 13. Startplatz. Samstagsieger Kelvin van der Linde musste sich sogar mit Startplatz 17 begnügen und wurde im Rennen wieder einmal in der ersten Kurve „umgedreht“. Ricardo Feller musste für Platz 15 und einen Punkt härter kämpfen als bei seiner Aufholjagd am Vortag.
„Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn das Wochenende schon gestern vorbei gewesen wäre“, sagte ABT Motorsportdirektor Martin Tomczyk. „Am Samstag haben wir bei schwierigen Bedingungen gezeigt, was wir als Team leisten können. Ein ganz großes Danke an die ganze Mannschaft! An die Mechaniker, die tolle Boxenstopps gemacht haben. Die Ingenieure, die die Autos perfekt für das Rennen abgestimmt haben. Auch die Strategie war hervorragend. Und natürlich war auch die Leistung der Fahrer sensationell. Es hat einfach alles gepasst. Der Sonntag hat uns dann leider mit der schlechten BoP in die Realität zurückgeholt. Man hat gesehen, dass wir mit unserem Fahrzeugkonzept auf dieser Strecke einfach chancenlos sind, wenn es trocken ist. Wir waren schon im Qualifying weit abgeschlagen. Im Rennen ist die Konkurrenz bis zu 1,5 Sekunden pro Runde schneller gefahren. Das ist nicht die sportliche Fairness, die wir uns wünschen. Ich kann nur hoffen, dass es für das Finale in Hockenheim, wenn es für uns um beide Titel geht, wirklich eine faire BoP gibt. Wenn es am Samstag in Spielberg nicht geregnet hätte, wären wir an diesem Wochenende ohne eigene Schuld aus dem Titelrennen geflogen. Und die Punkte, die wir heute verloren haben, schmerzen sehr.“
„Das Rennen am Samstag war natürlich fantastisch“, sagte Kelvin van der Linde. „Es hat sich gut angefühlt, nach fast zwei Jahren endlich wieder ein DTM-Rennen zu gewinnen. Ich bin extrem stolz auf das, was wir am Samstag als Team geleistet haben. Das nehmen wir als Motivation mit zum Finale nach Hockenheim. Nachdem wir am Sonntag gesehen haben, wie die Realität hier aussieht, bin ich noch stolzer auf unsere Leistung am Samstag.“
„Das war nicht das einfachste Wochenende“, sagte Ricardo Feller. „Der Samstag war trotz des schlechten Qualifyings megaschön, der Sonntag weniger. Wir hatten einfach keinen Speed auf den Geraden und sind den anderen im Weg herumgestanden. Das hat bestätigt, was wir bereits am Donnerstag und am Freitag gesehen haben. Auch wie die Track Limits gehandhabt wurden, empfinde ich als schwierig und mäßig korrekt. Trotzdem war es insgesamt ein positives Wochenende. Ich hätte nicht gedacht, dass wir den Abstand zum Leader in der Meisterschaft auf dem Red Bull Ring halten können.“
Ricardo Feller liegt in der Fahrerwertung weiter mit 31 Punkten Rückstand auf Platz drei. 56 Punkte werden beim Finale in Hockenheim am 21./22. Oktober noch vergeben. Der ABT Pilot ist einer von vier Fahrern, die noch Chancen auf den Fahrertitel haben.
In der Teamwertung konnte ABT Sportsline als Tabellenzweiter sogar Boden gutmachen und den Rückstand von 31 auf 27 Punkte reduzieren.