Champions!

Sonntagabend, 3. Dezember 2017 – der Jubel bei Daniel Abt und seinem Team ist groß. An seinem 25. Geburtstag macht sich der Kemptner ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk: den wohlverdienten Sieg im zweiten Rennen beim Saisonauftakt der Formel E in Hongkong. Doch nur kurze Zeit später verfliegt die Champagner-Laune: Die Rennleitung disqualifiziert den Kemptner. Wegen eines Formfehlers. Der Grund: falsch eingetragene Teilenummern im Wagenpass. Damit verliert Daniel Abt seinen ersten Formel-E-Sieg bei seinem ersten Werkseinsatz von Audi in der Elektro-Rennserie. Was in Erinnerung bleibt, ist seine herausragende fahrerische Leistung an diesem Auftaktwochenende, denn der Fehler hat nachweislich keinen Einfluss auf die Performance des Audi e-tron FE04 mit der Startnummer 66.

Ein harter Tag: Bestzeit im ersten Training für Lucas di Grassi, nach dem zweiten Training liegen Daniel Abt und sein Teamkollege ganz vorne an der Spitze des Feldes. Anschließend kämpft der Titelverteidiger in der „Super Pole“ um einen Startplatz unter den schnellsten fünf. Der starke Auftakt beim dritten Lauf der Formel E zeigt das ganze Potenzial der beiden E-Renner und ihrer Piloten. Doch dann kommt alles anders: Daniel Abt beendet das Rennen nach einer Durchfahrtsstrafe und einer für ihn ungünstigen Gelbphase auf Platz 10. Noch härter trifft es den Titelverteidiger. Bereits in der siebten Runde muss der Brasilianer mit einem Batterieschaden in die Box und beendet das Rennen.

Der durchwachsene Start in die Formel-E-Saison setzt sich auch in Santiago de Chile fort. Beim Auftakt der Südamerika-Tournee der Elektro-Rennserie kämpft sich Lucas di Grassi vom 13. Startplatz bis auf Position sechs vor. Nach dem Autotausch dann die Ernüchterung: Aufgrund technischer Probleme muss der Brasilianer seinen zweiten E-Renner mit Leistungsverlust an der Box abstellen. Auch für seinen Teamkollegen Daniel Abt ist das Rennen vorzeitig zu Ende. Bereits kurz nach dem Start wird er von Nick Heidfeld am Hinterrad getroffen, muss aufgrund einer defekten Hinterradaufhängung vorzeitig das Auto wechseln. Doch die Energie seines zweiten Audi e-tron FE04 reicht so nicht bis ins Ziel. Der Kemptner muss aufgeben.

Endlich! Beim fünften FE-Lauf in Mexiko-Stadt platzt der Knoten. Die Technik macht keine Probleme mehr, der Boxenstopp läuft perfekt. Und auf der Strecke brilliert Daniel Abt. Die Folge: ein überlegener Sieg. Der Kemptner startet von Platz fünf ins Rennen. Macht gleich nach dem Start einen Platz gut und kämpft sich bis zum Ende der ersten Halbzeit auf Rang zwei vor. Nach dem Autowechsel übernimmt der 25-Jährige die Führung und verteidigt diese grandios bis hinter die Ziellinie. Nach 47 Runden sichert sich der Deutsche mit einem Vorsprung von 6,398 Sekunden nicht nur seinen ersten persönlichen Sieg in der Formel E, sondern damit auch den ersten deutschen Sieg in der E-Rennserie. Vervollständigt wird der Triumph durch die Fahrt von Lucas di Grassi: Der Titelverteidiger geht vom letzten Startplatz ins Rennen, aber kämpft sich am Ende auf Platz neun vor.

In Uruguay kehrt Meister Lucas di Grassi zurück aufs Podium, auf dem er von jetzt an bei jedem der sieben verbleibenden Rennen stehen wird – ein neuer Formel-E-Rekord. Am Strand von Punta del Este liefert sich der Titelverteidiger über die gesamte Renndistanz ein packendes Duell mit Jean-Éric Vergne und feiert den zweiten Platz. Auch Daniel Abt ist klar auf Podiumskurs, bis sich sein Gurt plötzlich öffnet. Nach einem zusätzlichen Boxenstopp ist nur noch Platz 14 drin.

Die Formel E kommt nach Europa: Hauptdarsteller beim ersten Auftritt der Formel E in Rom sind Lucas di Grassi und Daniel Abt, die nach einem durchwachsenen Qualifying mit Aufholjagden glänzen: Di Grassi fährt von Startposition sechs auf Platz zwei, Abt startet von Rang neun und wird Vierter. Audi Sport ABT Schaeffler hat sich mit diesen beiden Top-Fünf-Positionen auf Rang vier in der Teamwertung vorgearbeitet.

Zum dritten Mal Zweiter: Lucas di Grassi setzt seine Erfolgsserie auch in Paris fort. Teamkollege Daniel Abt hat auf der Strecke rund um den Invalidendom jede Menge zu tun: Der Deutsche überholt sieben Autos und sichert mit Platz sieben wertvolle Punkte. So erfolgreich und teils spektakulär die Aufholjagden der Audi-Piloten sind, das Qualifying bleibt die Schwachstelle.

Heimspiel! Der ehemalige Flughafen Tempelhof in Berlin ist Austragungsort des deutschen Rennens, das eingebettet in das DFB-Pokalfinale zum Quotenhit im Fernsehen wird. Knapp 1,5 Millionen Zuschauer sehen den erfolgreichsten Renntag eines Teams in der knapp vier Jahre langen Formel-E-Geschichte: Daniel Abt holt die Pole­Position, gewinnt vor Lucas di Grassi, fährt dabei die schnellste Rennrunde und führt außerdem über die gesamte Renndistanz. 47 von 47 möglichen Punkten – das gelang zuvor noch keiner anderen Mannschaft.

Vor dem Debüt der Serie in Zürich ist klar: Will das Team am folgenden Finalwochenende noch eine realistische Chance auf die Meisterschaft haben, dann muss es in der Schweiz kräftig punkten. Gesagt, getan: Lucas di Grassi holt beim ersten internationalen Autorennen in der Schweiz seit 1954 vor einer Rekordkulisse von weit über 100.000 Zuschauern seinen ersten Saisonsieg. Daniel Abt hat weniger Glück: Gegner Nelson Piquet fährt ihm gleich nach dem Start ins Heck. Er bleibt nach dem dadurch notwendigen Wechsel des Heckflügels ohne Punkte. Elf Zähler holt Audi Sport ABT Schaeffler in Zürich insgesamt auf. 33 Punkte Rückstand sind es, bevor es zu den finalen Rennen nach New York geht.

Showdown vor der Skyline Manhattans: 33 Punkte gilt es für Audi Sport ABT Schaeffler in den letzten beiden Rennen in New York aufzuholen. Machbar – so lautet die allgemeine Einschätzung im Fahrerlager. Innerhalb des Teams ist der Optimismus groß. „Wir haben uns diese Chance an der Strecke und zu Hause in Neuburg hart erarbeitet – jetzt wollen wir sie auch nutzen“, sagt Allan McNish. Mit einem Doppelsieg – Lucas di Grassi gewinnt vor Daniel Abt, der zusätzlich die schnellste Rennrunde fährt – verkürzt die Mannschaft den Rückstand auf fünf Punkte. Das Sonntagsrennen, das Jean-Éric Vergne gewinnt, wird zum echten Thriller: Alle vier Piloten der beiden konkurrierenden Teams Techeetah und Audi Sport ABT Schaeffler starten aus den Top Fünf ins Rennen. Bis zur letzten Sekunde bleibt der Titelkampf offen. Dann ist klar: Die Plätze zwei und drei von di Grassi und Abt reichen, um die Teammeisterschaft mit einem Vorsprung von zwei Punkten zum ersten Mal nach Deutschland zu holen.