Im Freien Training am Vormittag gelang dem amtierenden Champion di Grassi auf dem Stadtkurs in der Nähe des Eiffelturms ein neuer Streckenrekord. Teamkollege Daniel Abt war nur unwesentlich langsamer. Im Qualifying hatten beide Audi-Piloten bei relativ niedrigen Streckentemperaturen jedoch Schwierigkeiten, die Reifen optimal zum Arbeiten zu bringen. Di Grassi verpasste die „Super Pole“ der Top Fünf um 0,005 Sekunden denkbar knapp. Abt war nur drei Zehntelsekunden langsamer. Bei der extremen Leistungsdichte der Formel E fand sich der Deutsche dennoch auf Startplatz 14 wieder – und das auf einer Rennstrecke, auf der das Überholen als besonders schwierig gilt.
Wie schon so oft in dieser Saison konnten beide Audi-Piloten die Stärken des Audi e-tron FE04 im Rennen anschließend voll ausspielen. Abt überholte in der ersten Hälfte gleich sieben Konkurrenten. Kurz vor Rennende nutzte er den Fanboost, um auch noch Ex-Champion Sébastien Buemi im Renault zu überholen. In der letzten Runde presste sich der Schweizer mit einem Gewaltmanöver wieder an Abt vorbei.
Di Grassi machte am Start einen Platz gut. In der ersten Rennhälfte sparte er so viel Energie, dass er zwei Runden länger fahren konnte als die Führenden. Ein schneller Boxenstopp des Teams Audi Sport ABT Schaeffler brachte den Brasilianer auf Rang vier nach vorn. Mit einer Serie schnellster Rennrunden schloss er zur Spitze auf, überholte Rom-Sieger Sam Bird und in der letzten Runde auch noch den bis dahin Zweitplatzierten André Lotterer.
„Das war ein unglaubliches Rennen und ein extrem hartes“, sagte di Grassi nach seinem dritten zweiten Platz in Folge und seinem insgesamt 23. Podium in der Elektro-Rennserie. „Im ersten Teil des Rennens habe ich Energie gespart. Im zweiten Teil konnte ich voll attackieren und den Pokal für Platz zwei holen. Ich bin überglücklich!“
Daniel Abt sagte: „Die Startposition war etwas enttäuschend, aber im Rennen hatte ich gute Überholmanöver. Ich hoffe, den Fans hat die Show gefallen. Leider habe ich in der letzten Runde noch einen Platz verloren, weil mein ‚bester Freund‘ Buemi der Meinung war, mich in der Schikane torpedieren zu müssen. Trotzdem bin ich zufrieden. Danke auch für den Fanboost, den ich heute gut gebrauchen konnte. Beim nächsten Mal müssen wir uns besser qualifizieren, dann gibt es wieder einen Pokal.“
Das Audi Sport ABT Schaeffler liegt in der Teamwertung der ABB-FIA-Formel-E-Meisterschaft damit auf den dritten Platz. Lucas di Grassi schob sich in der Fahrerwertung auf Rang fünf nach vorn und liegt vor dem Audi-Heimspiel in Berlin am 19. Mai zwei Punkte vor seinem Teamkollegen Daniel Abt.