„Die ‚Äbte‘ sind typische Kemptener Mächeler“

Die „Äbte“ sind seit Generationen Kemptener und Allgäuer aus Leidenschaft und setzen ihre Heimat durch die Erfolge als Fahrzeugveredler und als Rennstall auf der ganzen Welt in ein positives Licht. Ein idealer Laptop-und-Lederhosen-Botschafter, oder?

Thomas Kiechle im Interview

Interview mit Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle über die Heimatverbundenheit von ABT Sportsline und das Zusammenspiel des traditionsreichsten Familienunternehmens mit der Stadt und dem Umland.

Die „Äbte“ sind seit Generationen Kemptener und Allgäuer aus Leidenschaft und setzen ihre Heimat durch die Erfolge als Fahrzeugveredler und als Rennstall auf der ganzen Welt in ein positives Licht. Ein idealer Laptop-und-Lederhosen-Botschafter, oder?

Zunächst einmal Glückwunsch an die Familie Abt und das Unternehmen zum 125-jährigen Bestehen. Die Entwicklung von der Schmiede des Johann Baptist Abt bis hin zum heutigen Mittelstandsbetrieb mit weltweitem Erfolg verdient großen Respekt. ABT Sportsline repräsentiert ein modernes, technologieaffines Kempten auf ideale Weise. Denn Begriffe wie Erfindungsgeist, Wissen, Geduld, Leidenschaft und Erfahrungprägen nicht nur das Familienunternehmen seit Generationen, sondern auch unsere Stadt. Abseits sämtlicher Ballungszentren gelegen, hat es Kempten früh geschafft, auf den Zug der Industrialisierung aufzuspringen. In Kempten war Ende des 19. Jahrhunderts, also in der Zeit, als ABT gegründet wurde, der erste gewerblich genutzte Dieselmotor der Welt im Einsatz und 1898 fuhr das erste Auto durch die Stadt. Heute treiben wir die Digitalwirtschaft voran: mit Initiativen wie dem Gründerzentrum „Allgäu Digital“ oder auch Gemeinschaftsprojekten der Hochschule Kempten mit Unternehmen. Die Firma ABT ist seit jeher ein Spiegelbild dieser technologischen Entwicklung. Was man auch nicht unterschätzen darf, ist die Innenwirkung der weltweiten Erfolge der Firma. Wir Kemptener und Allgäuer sind sehr stolz auf unsere Heimat. Und wenn „einer von uns“ draußen in der Welt erfolgreich ist, dann stärkt das unsere Identität auf sehr authentische Art und Weise.

Schon Firmengründer Johann Baptist Abt hat nicht nur ein Unternehmen aufgebaut, sondern auch viel fürs Allgemeinwohl getan. Er war Mitgründer einer Berufsgenossenschaft, hat beim Kirchenbau mitgeholfen. Auch seine Nachfahren bis hin zu Daniel Abt sowie das Unternehmen engagieren sich gesellschaftlich, im Breitensport und ehrenamtlich. Wie bewerten Sie diesen Einsatz?

Das Engagement von Familie und Unternehmen fürs Allgemeinwohl der Stadt und der Region, das seit Generationen weit über die Rolle als Arbeitgeber, Auftraggeber und Steuerzahler hinausgeht, verdient ohne Frage Anerkennung. Ob Laufsporttag oder Triathlon, ob Fußball- oder Eishockeyverein – bei vielen Veranstaltungen sieht man das ABT Logo als Zeichen des Engagements. Auch die rund 500.000 Euro, die ABT in einem Jahrzehnt mit seinem Benefiz-Golfturnier eingesammelt und über die Johann Abt Stiftung vor allem an Wohltätigkeitsorganisationen in der Stadt und der Region weitergegeben hat, dürfen hier nicht unerwähnt bleiben. Als Profisportler sind die „Äbte“ Teamplayer, die wissen, dass man nur mit vereinten Kräften große Ziele erreichen kann. Und zu Hause sind eben die Stadt und die Region das Team, in das man sich einbringt. Sicher spielt auch die Allgäuer Mentalität eine Rolle, denn die „Äbte“ sind ja zum Glück bei Weitem nicht die Einzigen, die sich mit viel Herzblut in und um Kempten herum einsetzen. Nicht umsonst bezeichnet man uns Allgäuer ja gern als Mächeler – Leute, die anpacken und machen. Auch wenn es ums Miteinander geht.

ABT unterstützt seit über einem Jahrzehnt die Entwicklung der E-Mobilität im Allgäu, rüstet heute als Premium-Partner von VW Nutzfahrzeuge Kleintransporter zu umweltfreundlichen Elektrofahrzeugen um und stärkt damit auch die zukunftsgerichtete Wertschöpfung in der Region. Wie wichtig sind solche aus unternehmerischer Sicht durchaus auch mit einem gewissen Risiko behafteten Investitionen für die Region?

Die Stadt Kempten verfolgt den „Masterplan 100 % Klimaschutz bis 2050“. Dabei wissen wir: Klimaschutz kann nur dann gelingen, wenn alle Kemptener an einem Strang ziehen und sich als Gemeinschaft tagtäglich daran beteiligen. Sei es bei der Mobilität, dem Energieverbrauch oder dem Konsum – überall bedarf es großer Anstrengungen und einer konsequenten Umsetzung. Auch seitens der Unternehmen wie ABT. Wie in vielen Bereichen ist auch hier ein ausgewogenes Geben und Nehmen wichtig. Und das klappt mit ABT gut. Ein Beispiel: Durch die Mitarbeit im kommunal und staatlich geförderten Projekt „eE-Tour Allgäu“ ist ABT erstmals praxisnah im Thema E-Mobilität aktiv geworden. Das ist jetzt etwas mehr als ein Jahrzehnt her. ABT hat den Anstoß durch die öffentliche Initiative genutzt und zu einem Geschäftsfeld weiterentwickelt. Heute hat die ABT e-Line GmbH rund 70 hoch qualifizierte Mitarbeiter und produziert für Volkswagen E-Transporter. Das auch mit Unterstützung anderer Firmen aus der Region, was mich sehr freut. Außerdem ist ABT im elektrischen Motorsport erfolgreich. Bei diesen Projekten ist ABT mit unternehmerischem Mut in Vorleistung gegangen und wurde mit Erfolg belohnt. Da blitzt auch wieder der Allgäuer Mächeler auf, dem neben seiner Tatkraft auch eine gehörige Portion Geschäftssinn nachgesagt wird. Genau diese Mächeler-Tugenden braucht es auch und gerade im Klimaschutz, damit wir hier unsere großen Ziele erreichen können. ABT leistet da schon heute einen wichtigen Beitrag.

Mal abgesehen von der E-Mobilität: Welche Rolle spielt ABT als technologischer Impulsgeber fürs Allgäu?

Allein durch seine weltweiten Erfolge im Motorsport und als Fahrzeugveredler, die ABT zum großen Teil auch seinem technologischen Know-how verdankt, ist das Unternehmen ein wichtiger Impulsgeber. ABT verfügt außerdem über sehr gute Kontakte zu vielen großen Konzernen, sei es Volkswagen, der Zuliefer-Riese Schaeffler oder die Roboter-Pioniere von Kuka. Auch über diesen Weg gelangen immer wieder Impulse zu uns und in unser eigenes Netzwerk. Das Allgäu ist ja traditionell sehr stark, was den Maschinenbau und Zukunftstechnologien betrifft. Mit seiner Hochschule hat Kempten eine wichtige Drehscheibe für einen gedeihlichen Wissenstransfer. In dieses Geflecht sortiert sich ABT sehr gut und sinnstiftend ein.

Welches ist Ihr persönlicher Liebling aus der aktuellen ABT Fahrzeugflotte – Rennwagen eingeschlossen?

2019 habe ich mit dem ABT e-Transporter eine Tour durch die Stadt und das Umland gemacht. Da ich privat einen VW Bus mit Verbrennungsmotor fahre, konnte ich die beiden Antriebssysteme ganz gut vergleichen. Besonders auff ällig ist, wie leise der Elektrobus fährt. Neben der Umweltfreundlichkeit sehe ich hier einen großen Vorteil eines Elektroautos. Aufgefallen ist mir auch, mit welcher Qualität der Umbau erfolgt. Alles wirkt wie aus einem Guss. Nichts deutet darauf hin, dass der Bus mal mit Verbrennungsmotor vom Band gelaufen ist und erst bei ABT zum E-Auto wurde.

Wo sehen Sie ABT in 25 Jahren?

Nach oben kommen ist schwer, oben zu bleiben bekanntlich noch schwerer. Insofern würde ich mich freuen, wenn ABT Sportsline auch in 25 Jahren ein weltweit erfolgreiches Motorsport-Team, Weltmarktführer bei der Veredelung von Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern und Hersteller von umweltfreundlichen Fahrzeugen mit modernsten Antriebstechnologien ist. Und ich bin mir sicher, dass die „Äbte“ als Ur-Kemptener Mächeler schon an den Mobilitätsthemen der Zukunft tüft eln. Vielleicht fahren ja in 25 Jahren autonome Wasserstoffautos von ABT Sportsline durch unsere Straßen. Das würde doch gut passen!