Enger Titelkampf
Am Ende fehlen ABT Pilot René Rast nur 15 Punkte zu seinem vierten Titelgewinn in der ersten deutschen Rennsport-Liga. Bei den beiden Finalrennen der Saison 2022 in Hockenheim schafft es der DTM-Champion von 2017, 2019 und 2020 auf die Plätze fünf und zwei. Rast hat den zweiten Abschlusslauf im badischen Motodrom von der Pole-Position aus in Angriff genommen. ABT Sportsline absolviert in Hockenheim seinen 300. und 301. DTM-Start seit seinem Debüt in der Rennserie an gleicher Stelle im Jahr 2000.
Wie bei den vorangegangenen vier Events sind die Audi R8 LMS GT3 evo II von René Rast und seinen ABT Teamkollegen Kelvin van der Linde und Ricardo Feller der Konkurrenz leistungsmäßig unterlegen und auf den Geraden des Hockenheimrings chancenlos. Daran ändert auch eine letzte Korrektur der Balance of Performance (BoP) im Rahmen des Chancengleichheit-Reglements der DTM zugunsten der Audis nichts. Vor allem gegen die BMW kämpft Titelkandidat Rast wie alle Audi-Piloten weiter mit ungleichen Voraussetzungen.
Top drei „nicht selbstverständlich“
„Natürlich ist man im ersten Moment enttäuscht, wenn man das ganz große Ziel, für das man das ganze Jahr kämpft, so knapp verpasst – vor allem wenn man weiß, dass man die richtigen Fahrer und die richtige Truppe hat“, gesteht ABT Teamchef und CEO Thomas Biermaier. Doch für den nimmermüden Positivdenker bleibt das Glas letztendlich halb voll statt halb leer: „Mit etwas Abstand überwiegt aber der Stolz. Es ist nicht selbstverständlich, in dieser Meisterschaft immer wieder in die Top Drei zu kommen.“ Biermaier präzisiert: „In 23 DTM-Jahren waren wir fünfmal Meister, achtmal Vizemeister und nun auch achtmal Dritter.“ Für den ersten Mann am ABT Kommandostand kein Grund, die Köpfe hängen zu lassen. „Wir kommen nächstes Jahr zurück“, bekräftigt Biermaier.
Nicht mit zurückkommen wird dann allerdings René Rast. Der bisherige Werkspilot von Audi fährt ab 2023 in Diensten eines anderen Autobauers aus Bayern. 2022 war Rasts erste DTM-Saison für ABT, wo er 2020 und 2021 bereits in der Endphase des gemeinsamen Formel-E-Projektes mit Audi und Schaeffler im Einsatz gewesen ist. „Einen gigantischen Job“ bescheinigt Teamboss Biermaier dem 36 Jahre alten Routinier aus Minden. Ein Sieg, zwei zweite, drei dritte Plätze, dazu viermal von der Pole-Position gestartet und am Ende Tabellendritter. „Ich glaube, wir haben mit dem dritten Platz das Maximum aus unseren Möglichkeiten herausgeholt“, zieht René Rast selbst ebenfalls eine positive Bilanz seiner ersten DTM-Saison mit ABT, die auch sein erstes Jahr in einem DTM-Auto im GT3-Format war.
Wie alle Akteure am Steuer des Audi R8 LMS GT3 evo II stand Rast seit seinem Sieg im ersten Imola-Rennen vor dem Problem: super Tempo in mittelschnellen, aber nicht schnell genug beim Beschleunigen aus langsamen Kurven und vor allem auf sich anschließenden Geraden zu wenig Geschwindigkeit. „Die BoP-Einstufung in der DTM erfolgt rundenzeitabhängig. Auf einer Runde ist der Audi auch schnell, aber im Rennen überholt uns die Konkurrenz auf den Geraden. In den für uns vorteilhaften kurvigen Streckenabschnitten können wir aber nicht zurücküberholen“, bringt Teamchef Biermaier das Grundproblem auf den Punkt.
DTM-ROOKIE WIRD RUCK, ZUCK SIEGER
Mehr noch als Rast erlebten die beiden anderen ABT Fahrer 2022 eine Foto | ITR Foto | ITR härtere DTM-Saison, als sie erwartet hatten. Nach vier Siegen und Endplatz drei im Vorjahr bleibt Kelvin van der Linde in seinem zweiten DTM-Jahr mit ABT sieglos. „Nicht das, was ich mir erhofft habe“, sagt der Südafrikaner, der als Neunter im Schlussklassement steht.
Ricardo Feller kann sich mit seinem Premieren-Sieg beim sechsten Start (Rennen 2 in Imola) trösten. Der DTM-Neuling aus der Schweiz, auch Markenbotschafter von ABT Partner Scherer, kommt danach ein weiteres Mal aufs Podium (Rennen 1 am Nürburgring). Fellers Saisonfazit: „Das Glück war nicht ganz auf unserer Seite. Trotzdem hat die Arbeit mit ABT Sportsline und Scherer viel Spaß gemacht.“
Letztlich kommt auch ABT Teamchef Biermaier zu einem erfreulichen Schluss: „Es war eine gute DTM-Saison. Wir gratulieren sehr herzlich unserem Partner Audi zum gewonnenen Markentitel, zu dem wir einen großen Beitrag geleistet haben.“ Sportmarketing-Chef Harry Unflath dankt 2022 so vielen ABT DTM-Partnern wie nie zuvor: „Das begeisterte und vertrauensvolle Engagement jedes Einzelnen von ihnen wissen wir in höchstem Maße zu schätzen.“ Das letzte Wort gehört Teamgründer und -besitzer Hans-Jürgen Abt: „Unsere hervorragende Mannschaft und unsere großartigen Partner haben 2022 dafür gesorgt, dass ABT Sportsline weiterhin das erfolgreichste aktive DTM-Team ist. Das macht mich unendlich stolz und dankbar!“