Van der Linde glänzte an beiden Tagen mit einer bärenstarken Qualifying-Performance. Am Samstag fehlten ihm in seiner Gruppe nur 0,042 Sekunden zu Platz eins, am Sonntag sogar nur acht Tausendstel. Dabei war der Audi R8 LMS GT3 evo II auch auf dem Norisring nicht das schnellste Fahrzeug.
Im ersten Rennen am Samstag verteidigte van der Linde mit Platz sechs zunächst seine Tabellenführung. Als 20 Minuten vor Rennende auf einigen Teilen der Strecke starker Regen einsetzte, ging sein Team auf Nummer sicher und wechselte wie die meisten seiner direkten Konkurrenten im Titelkampf auf Regenreifen.
Am Sonntag startete der ABT Pilot aus der zweiten Startreihe und behauptete Platz vier bis zu seinem Boxenstopp in Runde 24, der mit 6,586 Sekunden der schnellste des gesamten Rennens war. Damit gelang es ihm um ein Haar, den Mercedes von Marco Engel zu überholen, der am Ende Zweiter wurde. Van der Linde musste in der Boxengasse jedoch abbremsen, um den Mercedes nicht zu touchieren.
Wesentlich ärgerlicher war die Situation in Runde 27, als Jack Aitken mit kalten Reifen aus der Box kam, van der Linde eingangs der Schikane am Heck touchierte und so in einen Dreher zwang. Eine Aufholjagd brachte van der Linde noch auf Platz neun nach vorne. Die Enttäuschung über die so verlorene Tabellenführung und das mögliche Podium war dennoch riesengroß.
Van der Lindes Teamkollege Ricardo Feller erlebte ein schwieriges Norisring-Wochenende. Dem Schweizer gelang an keinem der beiden Tage der Sprung in die Top Ten, wodurch er vom dritten auf den siebten Tabellenrang zurückfiel. In der Teamwertung liegt ABT Sportsline bei Halbzeit 16 Punkte hinter Schubert Motorsport, das als einziges Team mit drei Fahrzeugen startet.
Nach einer fünfwöchigen Sommerpause beginnt die zweite Saisonhälfte der DTM am 17./18. August auf dem Nürburgring. Auf dieser Strecke wird ABT Sportsline im Vorfeld einen der vom Reglement erlaubten Testtage nutzen.
Martin Tomczyk (ABT Motorsport Direktor): „Wir hatten auch hier nicht das schnellste Auto, das hat man in beiden Rennen ziemlich deutlich gesehen. Das Ergebnis am Samstag war noch okay, Kelvin hat mit Platz sechs das Maximum herausgeholt und Schadensbegrenzung betrieben. Am Sonntag wäre mehr möglich gewesen. Leider kam dann der Zwischenfall mit dem Ferrari, der extrem ärgerlich war. Dafür gab es nachträglich eine Zeitstrafe, aber der Impact auf unserer Seite mit Blick auf die Meisterschaft war natürlich größer. Diesen Punkten werden wir noch lange hinterherlaufen. Ricardo hat sich hier etwas schwergetan, vor allem auf der Bremse. Extrem stark waren unsere Boxenstopps – und das unter den für das Team am Norisring immer besonders schwierigen Bedingungen.“
Kelvin van der Linde (Samstag Platz 6/Sonntag Platz 9, 17 Punkte): „Das war natürlich insgesamt nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft hatten. Es will einfach nicht klappen mit dem Norisring-Podium! Das Rennen am Samstag war eher langweilig, ehe es 20 Minuten vor Schluss so richtig losging und ein Reifenpoker begann. Ich glaube, wir haben die richtige Entscheidung getroffen, auf die sichere Seite zu gehen. Am Sonntag war es extrem frustrierend, von einem Auto, das gerade mit kalten Reifen aus der Box kam, umgedreht zu werden. Ich bin froh, dass wir nach dem Einschlag in die Mauer wenigstens noch weiterfahren und Punkte holen konnten.“
Ricardo Feller (Samstag Platz 13/Sonntag Platz 12, 7 Punkte): „Das war ein mühsames Wochenende. Wir hatten nicht die Pace, vorne mitzufahren. Dabei hat sich das Auto grundsätzlich gut angefühlt. Wir konnten uns während der drei Tage auch etwas verbessern, deshalb bin ich mit der Arbeit meiner Crew zufrieden. Vielen Dank an das ganze Team! Aber auf meiner Seite der Garage können wir derzeit leider einfach nicht vorne mitkämpfen. Wir müssen herausfinden, woran es liegt und gehen dann am Nürburgring voll motiviert in die zweite Saisonhälfte.“