Auch auf dem Sachsenring waren Kelvin van der Linde und Ricardo Feller die mit Abstand schnellsten Audi-Fahrer. Nach dem ersten Qualifying am Samstag wurden beide um jeweils fünf Startpositionen zurückversetzt, weil sie im Laufe der Saison je drei Verwarnungen erhalten hatten. Von den Startpositionen acht und zwölf kämpfte sich das ABT Duo im ersten Rennen auch dank guter Strategie, schneller Boxenstopps und Fehlern der Konkurrenz noch auf die Positionen vier und fünf nach vorn.
Am Sonntag war der Abstand zur Spitze noch größer als am Vortag. Ricardo Feller fehlte auf Startplatz fünf mehr als eine halbe Sekunde zur Pole-Position – in der DTM ein ungewöhnlich großer Abstand. Ein früher Boxenstopp brachte den jungen Schweizer im Rennen auf Platz drei nach vorn. Die Freude im Team über das Podium währte allerdings nicht lange: Eine nachträgliche 5-Sekunden-Zeistrafe warf Feller vom dritten auf den sechsten Platz zurück.
Kelvin van der Linde musste am Sonntag wegen einer Kollision in der hektischen Startphase bereits früh drei sogenannte „Penalty Laps“ absolvieren. Vom letzten Platz kämpfte sich der bei Kempten lebende Südafrikaner noch auf Platz 13 in die Punkteränge nach vorn.
„Samstag war eigentlich ein guter Tag“, sagte van der Linde. „Ohne die Rückversetzung in der Startaufstellung wären wir wahrscheinlich auf dem Podium gelandet. Am Sonntag habe ich mich nach den Penalty Laps von ganz hinten noch in die Punkte gekämpft und wenigstens noch zwei Punkte mitgenommen. Aber ich hatte mir dieses Wochenende natürlich mehr erwartet.“
Ricardo Feller sammelte am Sachsenring insgesamt 23 Punkte, zeigte sich aber dennoch enttäuscht. „Vor dem Wochenende hätte ich gedacht, wir zählen hier zu den Favoriten, aber das war ganz und gar nicht der Fall“, sagte der Schweizer. „Einige Hersteller waren viel schneller und konnten ihre Pace managen. Am Sonntag kam ich nicht einmal an Luca Stolz vorbei, obwohl dieser 20 Kilogramm Zusatzgewicht hatte.“
Zur umstrittenen Situation in Runde 17, die zur nachträglichen Zeitstrafe am Sonntag führte, hat der ABT Pilot eine klare Meinung: „Für mich war das ein normaler Rennunfall, an dem keiner die volle Schuld hat. Jack kam mit kalten Reifen aus der Box, ich hatte schon warme Reifen. Er hatte schon eine Berührung mit Luca (Stolz). Dadurch hat sich eine Lücke aufgetan, die ich genutzt habe. Er hat sich aggressiv verteidigt und ist rübergezogen. Für so etwas bestraft zu werden, ist für mich nicht nachvollziehbar.“
ABT Motorsportdirektor Martin Tomczyk sah das genauso: „Für mich ist diese Strafe unverständlich. Auf diese Art und Weise wird verhindert, dass man in der DTM spannendes Racing sieht. Das war immer die DNA der DTM. Und die sollte so bestehen bleiben. Im Titelkampf ist das natürlich ein Rückschlag. Aber wer uns kennt, der weiß: Wir geben niemals auf – auch wenn wir hier erneut mit stumpfen Waffen gekämpft haben. Ich hoffe sehr, dass für den Red Bull Ring und Hockenheim eine ausgewogene Balance of Performance gefunden wird, um einen fairen Titelkampf zu gewährleisten.“
Trotz des Rückschlags am Sachsenring hat ABT Sportsline weiter Chancen auf beide Meistertitel. In der Fahrermeisterschaft liegt Ricardo Feller mit 31 Punkten Rückstand auf dem dritten Tabellenplatz. In der Teammeisterschaft hat ABT Sportsline auf Platz drei ebenfalls 31 Punkte Rückstand.
Weiter geht es in der DTM bereits in 14 Tagen auf dem Red Bull Ring.