Der ältere Herr mit dem kurzen grauen Haar wäre unauffällig, würde er nicht seinen Dackel Rudi an der Leine durch die ABT Hallen in Kempten führen. Erst beim zweiten hinschauen erkennt man in ihm den Mann mit der abenteuerlichsten Karriere im deutschen Profifussball: Von DDR-Flüchtling zum Top-Star der Bundesliga. Zwischen zwei Welten heisst das Buch, das Norbert Nachtweih geschrieben hat. Über sein bewegtes und schillerndes Leben.
Drahtig wirkt der 67-Jährige, noch immer gut in Form. Interessierter Blick, Lachfältchen um die Augen. Immer mal wieder ein schelmisch wirkendes Schmunzeln. Seit 20 Jahren ist er bei Eintracht Frankfurt angestellt, als Nachwuchstrainer. „Und ich kümmere mich um Walking Football“, erzählt er. Fußball im Gehen also, für über 55-Jährige, die lieber den Ball als sich laufen lassen. Nachtweih beherrschte das früher im höchsten Tempo. Sportmarketingchef Harry Unflath hat den stillen Star, der ungern im Rampenlicht steht („Ich brauche das nicht“), eingeladen für den Abend vorm Tag der Deutschen Einheit. Bayern spielt in der Champions League bei Aston Villa, Frankfurt in der Europa League erst in Istanbul und am folgenden Sonntag dann in der heimischen Liga gegen Bayern.